Was Sie schon immer über Neurodermitis wissen wollten!

Eine Volkskrankheit, eine chronische Hauterkrankung, die sich sehr stark verbreitet, eine Herausforderung für die Forschung, die den Ursachen noch immer nicht gänzlich auf die Spur gekommen ist, eine unheilbare Krankheit, oft ein Schrei der Seele – all das und noch viel mehr wird mit Neurodermitis in Verbindung gebracht.
Was steckt also hinter dieser Krankheit, diesem „stillen Schrei der Haut“? Und welche Möglichkeiten gibt es, um den enormen Leidensdruck der Betroffenen zu lindern?
Neurodermitis, eine chronische Hauterkrankung

Was ist Neurodermitis?

Neurodermitis ist eine Erkrankung des atopischen Formenkreises. Das bedeutet man reagiert auf harmlose Substanzen äußerst empfindlich. Es tritt häufig gemeinsam mit allergischem Schnupfen und allergischem Asthma auf.

Um das komplexe Phänomen Neurodermitis besser verstehen zu können ist es wichtig zu wissen, was diese Krankheit grundsätzlich ausmacht. Also: Neurodermitis ist eine Hauterkrankung, chronisch, entzündlich und tritt wiederkehrend in Schüben auf. Wer davon betroffen ist, steckt in „bester“ Gesellschaft, denn mittlerweile leiden zwei bis fünf Prozent der Bevölkerung an diesem Problem! Das sind allein in Österreich also bis zu 450.000 Menschen.

Die Zahl der Betroffenen steigt vor allem in der westlichen Welt rasant an. Über die Gründe dafür herrscht unter Experten keine Einigkeit, doch werden vor allem Veränderungen der allgemeinen Lebensbedingungen als Ursache vermutet ­- etwa eine zu hygienische Lebensweise kann dazu beitragen. Bei Kindern ist Neurodermitis ganz besonders stark ausgeprägt ­– etwa 15% leiden an einer mehr oder weniger starken Form dieser Hauterkrankung.

Die ersten Symptome können schon früh auftreten, bereits nach der Geburt kann dies der Fall sein. Bei ungefähr der Hälfte der Kinder verringern sich die Symptome im Laufe der Jahre. Sie können sich bis zum Erwachsenenalter auch wieder völlig zurückbilden, mitunter begleiten sie die Betroffenen aber auch ein Leben lang. Dazu mehr etwas später im Text!

Warum entsteht Neurodermitis?

Die Antwort auf diese Frage ist bis heute ein nicht völlig gelöstes Rätsel. Die Forschung hat die Ursachen noch nicht gänzlich feststellen können. Gesichert ist jedoch, dass viele Faktoren die Entstehung sowie das Auftreten eines Schubes begünstigen.

Eine ganz wesentliche Rolle spielt die erbliche Veranlagung. So liegt das Erkrankungsrisiko eines Kindes mit einem betroffenen Elternteil bei 20 bis 40 Prozent, wenn beide Eltern unter Neurodermitis leiden, sogar zwischen 60 bis 80 Prozent. Weil die Veranlagung zur Entwicklung von Überempfindlichkeitsreaktionen familiär gehäuft auftritt und weil häufig ein Zusammenhang mit anderen allergischen Erkrankungen besteht, wird die Neurodermitis auch als „atopische Dermatitis“ oder als „atopisches Ekzem“ bezeichnet.

Kommen zu dieser genetischen Veranlagung dann auch noch gewisse Umweltfaktoren, klimatische Bedingungen wie schwüles Wetter, Kälte aber auch sehr trockene Luft und körperliche Belastungen sowie Infekte und Allergene hinzu, dann verstärkt sich die Gefahr, dass sich Neurodermitis entwickelt. Auslösende Allergene sind in vielen Fällen bestimmte Lebensmittel, Pollen, Tierhaare oder Hausstaub.

Was passiert bei Neurodermitis?

Neurodermitis ist eine Erkrankung des atopischen Formenkreises. Der Begriff Atopie beschreibt die Veranlagung, auf eigentlich harmlose Einflüsse der Umwelt (Kälte, Pollen etc.) empfindlich zu reagieren. Es kommt zu einer überschießenden Reaktion des Immunsystems – bei Neurodermitis zeigen sich die damit verbundenen Symptome auf der Haut. Bei Neurodermitis ist also die Barrierefunktion der Haut weniger gut und das Immunsystem ist aus dem Gleichgewicht geraten.

Wie zeigt sich Neurodermitis?

Bei Säuglingen kann ein erstes Anzeichen für Neurodermitis ein sogenannter Milchschorf sein, der vorwiegend im Gesicht sowie an den Außenseiten der Arme und Beine auftritt. Aber Vorsicht: Eine fettige gelbliche Schuppung der Kopfhaut hat nichts mit Milchschorf zu tun!

Bei Neurodermitis ist die Haut gerötet, mit schuppenden Krusten bedeckt und sie kann auch nässen. Besonders quälend ist der damit verbundene Juckreiz. Im späteren Verlauf entwickeln sich aus den Hautrötungen stark juckende schuppige Ekzeme, die hauptsächlich im Gesicht, an den Ohren und im Kopfbereich auftreten. Im Kleinkindalter sind oft auch die Gelenkbeugen der Arme und Beine, der Hals und die Hände betroffen.

Wie verläuft eine Neurodermitis?

Die chronisch entzündliche Hauterkrankung tritt in unterschiedlich starken Phasen auf. Es gibt Phasen mit sehr starken Schüben und Phasen in denen die Betroffenen so gut wie symptomfrei sind. Die Dauer sowohl der Akut- wie auch der schubfreien Phasen kann dabei unterschiedlich lang sein. Akute Schübe können nach einigen Tagen bereits wieder abklingen, schlimmstenfalls dauern sie aber auch einige Monate hindurch an.

Im akuten Schub können sich Ekzeme, schuppende, rötliche Ausschläge, die im schlimmsten Fall auch nässen sowie Knötchen, Schwellungen und Bläschen auf die gesamte Haut ausdehnen. Dazu kommt quälender Juckreiz, der oft nur schwer zu beherrschen ist.

Betroffene kratzen sich dann mitunter so intensiv, dass wunde Stellen auf der Haut entstehen. Dadurch können möglicherweise Krankheitserreger in die geschädigte Haut eindringen und weitere Infektionen verursachen. Ein Teufelskreis entsteht. Beispiele dafür, wie sich dieser durchbrechen lässt, werden in den nachfolgenden Tipps beschrieben. Heilbar ist Neurodermitis nicht.

Was tun bei Neurodermitis?

Wie wird Neurodermitis behandelt?

Um eine wirkungsvolle Behandlung durchführen zu können ist es wichtig, dass Neurodermitis zunächst einmal von einem Arzt diagnostiziert wird.

Steht die Diagnose fest, so ist es das vorrangige Ziel einer jeden Behandlung, die Symptome so gut wie möglich und so lange wie möglich zu lindern ­– allen voran die Entzündungen und den quälenden Juckreiz.

Bei akuten und schweren Schüben gilt es immer einen Arzt aufzusuchen. Er verschreibt als Mittel der Wahl meist ein Cortison-Präparat, das rasch und wirkungsvoll die Entzündung eindämmt und den starken Juckreiz lindert. In den meisten Fällen handelt es sich dabei um eine Cortisonsalbe. Diese soll gemäß der ärztlichen Verordnung angewendet werden, jedoch ist für cortisonhältige Präparate keine Daueranwendung vorgesehen.

Eine langfristige Anwendung macht bei Neurodermitis-Patienten die Haut noch trockener und dünner und die Abwehrfunktion kann weiter gestört werden.

Auch gewisse Lebensstil-Maßnahmen können zur Symptom-Linderung beitragen. Die mit Abstand wichtigste Maßnahme ist jedoch die tägliche Pflege der Haut –  das gilt für die Akut-Phase ebenso wie für die schubfreie Zeit. Dadurch können Beschwerden nachhaltig gelindert und schubfreie Phasen verlängert werden.

Wie wird Neurodermitis-Haut gepflegt?

Die richtige Pflege bei Neurodermitis

Die regelmäßige Pflege ist das A und O in der Behandlung von Neurodermitis. Diese kann jedoch von Patient zu Patient unterschiedlich ausfallen ­- was dem einen wunderbar hilft, kann bei einem anderen so gut wie wirkungslos bleiben. Jeder Betroffene muss hier das für seine Situation richtige Produkt finden.

Generell gilt jedoch: weniger ist mehr! Wichtig ist allerdings, hochwertige Produkte zu verwenden, die reich an Fett, oder Lipide genannt, idealerweise in Form von hochwertigen Ölen, und Feuchtigkeit sind. Diese helfen nämlich, den Schutzfilm der Haut aufzubauen und zu stärken. Die Pflegeprodukte sollten zudem frei von Konservierungs-, Duft- und Farbstoffen sein, da diese die ohnehin schon beanspruchte Haut zusätzlich beeinträchtigen können.

Ist die Anwendung einer Cortisonsalbe notwendig, dann sollte man, um Nebenwirkungen so weit wie möglich zu verringern, auf folgende Grundregeln achten: Solange die Erkrankung akut ist, das Medikament so oft wie verordnet auftragen. Wenn die Beschwerden abklingen, so wenig wie nötig auftragen. In der schubfreien Phase so selten wie möglich benutzen.

Welche natürlichen Alternativen gibt es?

Die Natur bietet eine Reihe von Alternativen an. Solche Pflanzenextrakte gibt es in Salben und Lotionen gepackt, in Apotheken zu kaufen. Dabei sollte darauf geachtet werden, dass folgende Inhaltsstoffe enthalten sind:

  • Pflanzenextrakte: etwa aus Weihrauch oder Süßholzwurzel! Weihrauch enthält sogenannte Boswelliasäuren die helfen, Entzündungen auf der Haut zu lindern.

 

  • Süßholzwurzel: enthält Glycyrrhizinsäuren, die beruhigend und entspannend auf die Haut wirken und den Juckreiz lindern.

 

  • Borretschsamenöl:  es ist reich an Gamma Linolensäure, welche zur Bildung von entzündungshemmenden Botenstoffen in der Haut benötigt wird.  Borretschsamenöl hilft auch bei akuten Schüben den quälenden Juckreiz zu lindern. Gamma-Linolensäuren und Omega-6-Fettsäuren spenden Feuchtigkeit, pflegen und schützen die Haut.

 

  • Olivenöl: die Ölsäure verleiht ein weiches angenehmes Hautgefühl.

 

Was tut der Neurodermitis-Haut besonders gut?

Hier einige praktische Tipps, die Betroffenen helfen, den Leidensdruck zu lindern!

  • Duschen statt baden! Wenn baden, dann nur kurz und mit rückfettenden Badezusätzen.

 

  • Nach dem Duschen mit einer rückfettenden Pflegesalbe oder Lotion eincremen.

 

  • Achtung: Beim Abtrocknen nicht rubbeln, sondern die Haut vorsichtig abtupfen.

 

  • Feuchte Umschläge, etwa mit schwarzem Tee, helfen den Juckreiz zu lindern.

 

  • Hautpflege-Produkte im Kühlschrank aufbewahren, um rasch eine kühlende Wirkung zu haben.

 

  • Eiswürfel in eine Blumenspritze füllen und die juckenden Stellen sanft besprühen.

 

  • Thermalwassersprays sind eine hilfreiche Sofortmaßnahme für unterwegs.

 

  • Die Fingernägel – vor allem bei Kindern – kurz halten, um ein Aufkratzen zu vermeiden.

 

  • Bei sehr starkem Juckreiz in der Nacht Baumwollhandschuhe anziehen.

 

  • Kleidung aus Baumwolle oder Leinen tragen! Seide, Kunstfasern oder Wolle reizen die Haut.

 

  • Die Kleidung sollte nicht zu eng am Körper anliegen.

 

  • Überwärmung vermeiden! Vor allem das  Schlafzimmer kühl halten. Hitze fördert das Schwitzen und verstärkt somit den Juckreiz.

 

  • Vor dem Schlafengehen immer gut lüften.

 

  • Möglichst auf Spannteppiche, Lammfelle und Zimmerpflanzen sowie auf Haustiere aufgrund des allergenen Potentials verzichten.

 

  • Auf gesunde, vor allem Omega 3-reiche Ernährung, fettreiche Fische achten. Wenn eine ausreichende Zufuhr über die Ernährung nicht möglich ist, ist es sinnvoll hochdosierte Präparate zur Unterstützung einzunehmen. Lassen Sie sich dazu in Ihrer Apotheke beraten.

 

  • Die „Neurodermitis-Diät“ gibt es nicht, aber besondere Vorsicht ist bei Kuhmilch, Zitrusfrüchten oder Nüssen geboten.

 

  • Vorsicht beim Kontakt mit Putz- und Spülmitteln! Hier können gefütterte Gummihandschuhe hilfreich sein.

 

  • Stress vermeiden! Jede Art von Aufregung und Belastung kann die Symptome verschlechtern und die Gefahr eines Schubes erhöhen.

 

  • Entspannungstechniken wie autogenes Training, Yoga oder Meditation eignen sich ideal, um Ausgeglichenheit zu erlangen und zur Ruhe zu kommen.

 

  • Viel Zeit am Meer oder im Gebirge verbringen! Sonne, Licht und Luft tun der Haut gut.

 

  • Sportliche Betätigungen in der frischen Luft unterstützen das körperliche und seelische Wohlbefinden. Zu starkes Schwitzen sollte dabei aber vermieden werden.

 

 

  • Der Austausch mit Gleichgesinnten kann helfen, mit dem Problem leichter fertig zu werden. Außerdem kann man so den einen oder anderen guten Tipp erhalten.

 

  • Wenn es zu akuten Schüben und generell zu starken Belastungen, körperlich wie seelisch, kommt, einen Arzt aufsuchen.

 

(Mehr dazu unter: https://www.hautinfo.at/kategorie/neurodermitis/neurodermitis.html )

Bei Neurodermitis, empfindliche Haut, hautpflege, kühlend


Zurück zur Übersicht

Weitere Beiträge zu diesem Thema

Durch die weitere Nutzung der Seite stimmen Sie der Verwendung von Cookies zu. Näheres finden Sie in den Datenschutzbestimmungen
Optionen
Google Analytics
GA4
Zustimmen